Handel

von Michael Philips


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Wir leben fast alle in der Welt des Handels. Die erste Welle des Handels nahm vor einigen Jahrtausenden ihren Anfang. Sie wuchs vor einhundert Jahren enorm an, und heute wird unser Leben vom Tsunami des Handelsgeschehens überrollt.


Heute bedeuten die Termini Handel und modernes Leben fast dasselbe. Beide können ohne das andere nicht existieren. Der Tsunami des Handels hat unsere moderne Welt geschaffen.


Der Begriff Handel, wie er in diesem Buch verwendet wird, umfasst mehr als der Terminus Profitgeschäft. Der Begriff Handel ist breiter, weil er den Tausch einschließt. Tausch ist Handel, jedoch kein Profitgeschäft. Profitgeschäfte können erfolgreich sein oder scheitern. Handel kann nur unterbunden werden.


Im vergangenen Jahrhundert haben die kommunistischen Regierungen Firmen aufgelöst und versucht, dem Handel ein Ende zu bereiten, es ist dem Kommunismus jedoch nie gelungen, ihn vollends zu begraben. Als ich 1981 in Moskau war, lebte und blühte der Handel in fast allen Nebenstraßen, es wurden Souvenirs, Rubel und Sex feilgeboten. Eine Firma kann ruiniert werden, Handel nicht.


Der Handel ist ein einzigartiges System, das Militär, Kunst, Regierung, intellektueller Welt und Religion gegenüber steht. Jedem dieser Bereiche – Regierung, Intellekt und Religion – ist eine andere Geisteshaltung zueigen als dem Handel. Soldaten und Soldatinnen, am Militär Beteiligte, sehen die Welt mit anderen Augen als Handel Treibende. Handelsleute und der Geist des Handels sind anders.


Kapitel 1: Handel ist moralisch indifferent

Viele Menschen halten den Handel für einen Teil unseres gegenwärtigen Moralsystems. Sie glauben, dass gute Menschen mit Geld und Erfolg belohnt werden. Diese moralische Ansicht führt im Verständnis dessen, was Handel wirklich ist, zu Verwirrung.

Der Handel ist unserer moralischen Ordnung gegenüber indifferent. Handel liefert mit Begeisterung unmoralische Produkte: Drogen, Schmuggelware, Sklaven usw. Handel versorgt jeden Käufer und jede Käuferin mit illegalen Gütern und belohnt unmoralische Menschen potenziell mit großem Reichtum.

Wir benötigen ein gedankliches Instrumentarium, um die moralische Indifferenz des Handels zu verstehen und zu würdigen. In diesem Kapitel wird der Handel mit anderen moralisch indifferenten Systemen wie Technologie oder Wissenschaft verglichen.


Kapitel 2: Neue Werte des Handels

Der Handel blüht, wenn bestimmte gesellschaftliche Werte vorhanden sind: Vielfalt, Offenheit, Meritokratie, Märkte, technologische Aufgeschlossenheit und Dezentralisierung. Das Vorhandensein dieser Werte fördert den Handel, ihr Fehlen lähmt ihn.


Kapitel 3: Merkantile Denkweisen

In einer Welt des Handels zu leben fördert in jedem und jeder von uns eine merkantile Denkweise. Unter den vielen Attributen der merkantilen Denkweise finden sich: das Vergeldlichen von nahezu allem, uneingeschränkte Möglichkeiten von Habgier, Zynismus, blasiertem Verhalten, die Zunahme von Ironie in unserer Wahrnehmung, das Einnehmen einer Managementperspektive, die Erhebung von Launen und Egoismus in den Stand wichtiger Werte des Lebens und das Entstehen globaler merkantiler Verhaltensweisen.

Unsere merkantile Denkweise schätzt und erwartet eine Welt permanenter Überraschungen und wird Wundern gegenüber unempfänglich.


Kapitel 4: Handel und Staat

Die Dynamik des Handels ist in jedem Land von der Regierung abhängig. Der Handel benötigt eine Regierung, die weder zu schwach ist, um private Verträge zu schützen, noch so stark, diese Verträge für ungültig erklären zu können, wann immer es ihr beliebt. Die Regierung, die wir in den Vereinigten Staaten haben, verträgt sich gut mit dem Handel, die Regierung in Kuba schlecht.

Ferner wäre es hilfreich zu wissen, wie eine Regierung den Handel durch fein abgestimmte Gesetzte, Steuern und staatliche Einrichtungen fördern könnte, um die genau richtige Mischung zwischen nicht zu schwach und nicht zu stark herzustellen.

Leider sind wir heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts, diesem Wissen um die richtige Mischung staatlicher Politik, die den Handel fördern würde, nicht sehr nahe.