Teil II

Der Hunger muß sich selbst verzehren.

 

 F: Ich weiß nicht, ob das, was mir einmal passiert, ist das gleiche war; es ist auch egal. Aber ich hatte wirklich Angst, nicht mehr atmen zu können und zu sterben. Und wenn ich jetzt wieder so etwas in mir aufsteigen fühle, habe ich Todesangst.

U.G.: Ja. Das hat dem Körper die Möglichkeit genommen, den Prozeß des physischen Sterbens wirklich durchzumachen. Der Körper muß da hindurch, denn jeder Gedanke, den jedermann vor Ihnen gedacht hat, jede Erfahrung, die vor Ihnen gemacht wurde und jedes Gefühl, das die Menschen je gefühlt haben, ist Teil Ihrer Existenz.  

Sie können nicht zum Wesentlichen gelangen, solange das Ganze nicht vollkommen aus Ihrem Organismus herausgespült worden ist (wenn ich dieses Wort gebrauchen darf). Das ist etwas, was Sie nicht durch eigene Willens- oder Kraftanstrengung tun oder veranlassen können. Wenn es also so weit ist, dann wird es möglicherweise nicht das sein, was Sie eigentlich wollten. Sie werden niemals um das Ende dessen ersuchen, als das Sie sich kennen und erfahren. Aber manchmal, sehen Sie, geschieht es doch. Es ist also die Angst davor, daß es mit dem zu Ende gehen wird, was Sie als sich selbst kennen und erleben, die es nicht zuließ, daß endgültig Schluß ist mit dem Ganzen. Wenn Sie viel Glück gehabt hätten und es wirklich geschehen wäre, dann hätte alles in seinen natürlichen Rhythmus fallen können, und der ist unstet und zusammenhangslos. 

Das Denken funktioniert auf diese Weise Es besitzt keine Kontinuität. Die einzige Möglichkeit, wie das Denken seine Kontinuität aufrechterhalten kann, besteht darin, daß es ständig danach verlangt, immer und immer wieder dasselbe zu erfahren. Es ist also nur das Wissen vorhanden, das Sie über sich selbst und die Welt besitzen. Die Sie umgebende Welt unterscheidet sich nicht sehr von der, die Sie in Ihrem Innern für sich selbst geschaffen haben. Wovor Sie sich fürchten (nicht Sie, sondern die Denktätigkeit) ist, daß diese Kontinuität an ihr Ende gelangen könnte. 

F: Als ich zwei Jahre alt war, träumte mir, daß ich keine Luft bekäme. Das ist wohl eine Ausrede... 

U.G.: Richtig, aber durch diesen Sterbeprozeß hindurchgehen zu müssen, ist nichts, was einem leichtfallen würde. Die gesamte Energie, alles, was man ist, wird wie von einem Staubsauger aufgesogen. Man unternimmt eine gigantische Anstrengung, um zu verhindern, daß alles in ein Vakuum hineingesogen wird. Das ist wirklich eine furchterregende Situation. Daher dient die Angst als Schutzmechanismus. 

Körperliche Angst ist etwas ganz anderes. Sie ist sehr einfach. Sie dient lediglich dem Überleben des Organismus. Was Sie als psychologische Angst bezeichnen, wirkt über das Denken und aus den Erfahrungen heraus, die Sie auf der Basis dieser körperlichen Angst aufgebaut haben (und die zum Überleben nötig ist – es ist die Angst davor, daß das, was Sie kennen, aufhören wird.) 

Der Körper weiß, daß er unsterblich ist. Ich benutze mit voller Absicht das Wort ‘unsterblich’, denn in dieser Hinsicht geht nichts zu Ende. Wenn das stattfindet, was als klinischer Tod bezeichnet wird, löst sich der Körper in seine Grundbestandteile auf. Das ist alles, was geschieht. Er wird sich nicht wieder aufs Neue zusammensetzen und denselben Körper schaffen, von dem Sie glauben, daß es Ihr eigener sei; aber wenn er sich in seine Grundbestandteile auflöst, schafft er die Basis für den Fortbestand des Lebens. Das mag für den Einzelnen, der stirbt, keinen Trost bedeuten, aber der Körper wird Millionen und Abermillionen Bakterien zur Nahrung dienen. Selbst dann, wenn es zur Einäscherung kommt, wie das in manchen Ländern üblich ist, wird doch die Asche, der Kohlenstoff, der als Endprodukt des verbrannten Körpers übrigbleibt, an der Stelle, an der er landet, möglicherweise die Grundlage für ein winzig kleines Blümlein abgeben, das dort aus der Erde wachsen wird. Nichts geht verloren. 

Wenn eine tatsächliche körperliche Gefahr besteht, die Gefahr der Auslöschung Ihres physischen Körpers (von dem Sie glauben, daß er der Ihre sei), wird dieser all seine verfügbaren Hilfsquellen mobilisieren, um so zu versuchen, in diesem speziellen Moment zu überleben.  

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, daß Ihr Denkmechanismus dann, wenn eine tatsächliche Gefahr für Leib und Leben besteht, niemals präsent ist, um Ihnen zu helfen? Niemals! Sie können also jede mögliche Situation im voraus planen und sich darauf vorbereiten, jeder nur denkbaren Lebenslage gewachsen zu sein, wenn aber eine körperliche Gefahr besteht, dann ist all Ihr Planen und alles, was Sie getan haben, um gut vorbereitet zu sein, einfach nicht vorhanden. Der Körper muß auf seine eigenen Ressourcen zurückgreifen. Wenn er sich aus bestimmten Gründen nicht erneuern und in dieser speziellen Situation überleben kann, dann tritt er fröhlich und mit Anmut ab. Er weiß, daß nichts verloren ist. 

Dieser lebendige Organismus ist an seinem Weiterbestehen nicht im Sinne von Jahren der Lebenszeit interessiert. Er funktioniert von einem Augenblick zum anderen. Die sinnlichen Wahrnehmungen sind in jedem Moment neu. Es gibt keine Kontinuität in Ihrem physischen Sehen und keine Kontinuität in Ihrem physischen Hören, keine in Ihrem Riechen und auch nicht in Ihrem Geschmacks- und Tastsinn. Sie sind alle unstet und zusammenhanglos. 

Es ist das Denken, das daran interessiert ist, sich selbst aufrechtzuerhalten und ohne jede Unterbrechung weiterzumachen und das daher andauernd nach diesen Erfahrungen verlangt. Nur so kann es sich seines Fortbestehens versichern. Der Körper arbeitet auf ganz andere Weise, und er ist an den Aktivitäten des Denkens nicht interessiert. Das einzige Denken, das für diesen Körper unabdingbar ist, ist jenes, welches er zum Überleben des lebendigen Organismus benötigt. 

Selbst wenn Sie diesen Körper nicht ernähren, ist er deswegen nicht sonderlich beunruhigt. Er verfügt über gewisse Reserven, die Sie über Jahre der Nahrungsaufnahme hindurch aufgebaut haben. Er greift auf sie zurück und ernährt sich von ihnen, und wenn sie aufgebraucht sind, geht auch er. Ein oder zwei Tage lang verspürt man Hungerattacken, und dann wird man für gewöhnlich etwas essen, aber der Körper ist nicht wirklich daran interessiert, ob man ihm Nahrung zuführt oder nicht. 

Gleichzeitig ist es aber töricht und pervers, den Körper nicht zu ernähren, weil man hofft, dadurch irgendwelche spirituellen Ziele zu erreichen. Das machen sie in Indien, dort tun die Menschen ihrem Körper oft Gewalt an – sie foltern ihn – weil sie glauben, daß sie, wenn sie derlei erdulden, ihre diversen spirituellen Ziele erreichen könnten. 

Es gibt nichts, was Sie tun könnten, um Ihr Ziel mittels eigenen Bemühens und durch Willenskraft zu erreichen. Aus diesem Grund lege ich solchen Wert auf die Feststellung, daß so etwas, wenn es denn geschieht, gar nichts Geheimnisvolles ist. Das Denken findet zu seinem natürlichen Rhythmus eines unzusammenhängenden, diskontinuierlichen Funktionierens. Das ist alles. 

Dann befindet sich das Denken in Harmonie mit den sensorischen Wahrnehmungen und den Sinnesaktivitäten. Es gibt keinen Konflikt, es gibt dort keinen Kampf, es gibt keinen Schmerz. Es gibt nur eine harmonische Beziehung zwischen Denken und Körper. Wann immer ein Gedanke gebraucht wird, wird er dann zur Verfügung stehen, wenn es zu handeln gilt. Dieser Körper ist nur an einer solchen Handlung interessiert, die zum Überleben des lebendigen Organismus unbedingt notwendig ist. 

Der Körper interessiert sich nicht für irgendwelche Ideen bezüglich Ihrer religiösen oder materiellen Ziele. Sie interessieren ihn überhaupt nicht. Zwischen dem Denken und dem Körper findet andauernd ein immerwährender Kampf statt. 

Am Denken ist nichts Geheimnisvolles; es ist das, was die Kultur, und damit natürlich die Gesellschaft, vorgegeben hat. Es gibt keinen Unterschied zwischen Kultur und Gesellschaft. Die Gesellschaft ist an ihrem Weiterbestehen, an Permanenz interessiert. Sie ist am Status quo interessiert. Sie hält den Status quo immerzu aufrecht. Daher ist das Denken dem Staate dienlich. Die Gesellschaft sagt: „Wenn Sie nicht so und so handeln, wenn Sie nicht auf eine bestimmte Weise denken, dann werden Sie asozial, weil all Ihre Handlungen gedankenlos und impulsiv sein werden.“ Sie ist daran interessiert, jeden einzelnen Ihrer Gedanken genau in die Richtung zu kanalisieren, die den Status quo erhält. Darum besteht im Grunde ein essentieller und fundamentaler Konflikt zwischen der Gesellschaft und dem Einzelnen. Die Kultur wurde nur deshalb übernommen und akzeptiert, weil sie ein Mittel zum Überleben ist.  

Die Kultur verfügt über ihre eigene Dynamik, die mit dem Überleben des Körpers in keinerlei Zusammenhang steht. Solange Sie noch von dieser Kultur Gebrauch machen, sind Sie kein Individuum. Sie können erst dann zu einem Individuum werden, wenn Sie total mit dieser Art von Weisheit brechen.  

So etwas wie Ihr Bewußtsein oder mein Bewußtsein gibt es nicht. Vielleicht gibt es etwas wie einen ‘Weltgeist’, ein Bewußtsein, in dem alles kumulative Wissen und die daraus entstandenen Erfahrungen, die von einer Generation an die andere weitergegeben werden, angehäuft sind. Wir müssen dieses Bewußtsein gebrauchen, um in dieser Welt vernünftig und intelligent funktionieren zu können. Wenn wir das nicht tun, werden wir wahrscheinlich in einer Anstalt landen. Die Gesellschaft ist lediglich daran interessiert, jeden Einzelnen in ihre Struktur einzupassen und so ihren Fortbestand sicherzustellen.

 Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich machen konnte. Der Grund, warum ich den physischen Aspekt so betone, liegt nicht darin, daß ich Ihnen etwas verkaufen will, sondern ich möchte mit ganz besonderem Nachdruck darauf hinweisen, daß das, was Sie als Erleuchtung, Befreiung, Moksha, Mutation und Wandlung bezeichnen, in ganz einfachen physikalischen und physiologischen Begriffen zu erklären ist. All das besitzt absolut keinen religiösen Gehalt, und das Funktionieren des Körpers hat keine mystischen Nebenbedeutungen. Aber unglücklicherweise wurde das Ganze seit Jahrhunderten mittels religiöser Begriffe interpretiert, und das hat uns allen nur Unheil gebracht. Je mehr Sie versuchen, das wiederzubeleben oder, falls Ihnen am religiösen Leben nichts liegt, es durch die Hintertür wieder hereinzulassen, desto mehr tragen Sie zu neuerlichem Unheil bei. 

Mir liegt nichts daran, dies zu propagieren. Es ist nichts, was Sie veranlassen könnten; auch ist es mir nicht möglich, diesen Hunger in Ihnen hervorzurufen, der die Voraussetzung dafür ist, überhaupt etwas verstehen zu können. Ich wiederhole das immer und immer wieder, aber auch Wiederholungen besitzen ihren eigenen Reiz. 

Sie gehen davon aus, daß Sie nach spirituellen Erkenntnissen hungerten, und Sie strengen sich an, Ihre Ziele zu erreichen. Es liegt in der Natur der Sache, daß sich auf diesem Markt sehr viele Menschen tummeln – all diese Heiligen, die alle möglichen schäbigen Güter verkaufen. Was immer auch die Gründe dafür sein mögen, warum sie das tun, soll hier nicht unser Anliegen sein; sie tun es jedenfalls. Sie sagen, es sei zum Wohle der Menschheit, oder sie täten es aus Mitgefühl und dergleichen mehr. Das ist sowieso alles Blödsinn. Ich will damit ausdrücken, daß Sie sich mit ein paar Brotkrumen abspeisen lassen, die sie Ihnen hinwerfen. Und eines Tages, so versprechen sie, werden sie Ihnen einen ganzen Brotlaib liefern. Das ist ein hohles Versprechen. Sie können diese Güter gar nicht liefern. Sie haben sie ganz einfach nicht. Sie können den Laib nur in kleine Stücke schneiden und unter den Menschen verteilen. Jesus hat nicht bewirkt, daß sich ein Brotlaib nach dem andern materialisierte, sondern er hat das Brot genommen, das gerade da war, hat es in kleine Stückchen aufgeteilt und an alle verteilt, die zugegen waren. Sie möchten das natürlich gerne einem Wunder zuschreiben. 

Was ich sage, ist, daß sich der Hunger selbst verzehren muß. Sehen Sie, ich sage jeden Tag das gleiche, nur in etwas anderen Worten, um diese Dinge auf verschiedene Weise darzustellen. Das ist alles, was ich tun kann. Mein Wortschatz ist sehr, sehr beschränkt; also muß ich dieselben Worte immer wieder gebrauchen und stets aufs Neue das gleiche betonen, nämlich, daß der Hunger sich selbst verzehren muß. 

Es nützt nichts, wenn Sie sich mit allerlei Junk food vollstopfen. Es bringt nichts, darauf zu warten, daß jemand kommen wird, um Ihren Hunger zu stillen. Es ist völlig zwecklos, den Hunger zu stillen. Der Hunger muß sich selbst verzehren – muß sich, im wörtlichen Sinne, selbst verbrennen.  

Sogar der physische Hunger muß sich selbst verbrennen, damit ein körperlicher Tod stattfinden kann. Tatsächlich findet eine Dehydrierung des Körpers statt. Gott sei Dank verfügt der physische Körper, wenn dieses Austrocknen stattfindet, über einige Schutzmechanismen. Ich weiß nicht, ob Sie schon viele Stunden lang meditiert haben: der Körper kommt an einen Punkt, an dem er auszutrocknen beginnt. Aber es gibt im Körper diese Lebensretter – ein starker Speichelfluß tritt auf, der den Durst stillt. Er kann Sie in dieser speziellen Situation retten, in der Sie den Körper zwingen wollen, solche Dinge zu tun wie Meditation, Yoga und dergleichen, die die Menschen betreiben (und übertreiben). 

Ich muß eines immer wieder betonen: es kommt nicht darauf an, was Sie tun oder was Sie nicht tun, damit es geschehen kann. Und warum es dem einen geschieht und dem anderen nicht – auf diese Frage gibt es keine Antwort. Ich versichere Ihnen, daß es nicht demjenigen Menschen zustoßen wird, der sich darauf vorbereitet oder der sich geläutert hat, um bereit zu sein, es zu empfangen. Es ist umgekehrt. Es trifft einfach. Aber es trifft zufällig. So ist die Wirkungsweise der Natur. Der Blitz schlägt irgendwo ein. Er interessiert sich nicht dafür, ob er einen Baum trifft, der in Blüte steht, der Früchte trägt oder den Menschen nützlich ist, indem er ihnen Schatten spendet. Er schlägt einfach zufällig irgendwo ein. Und genauso geschieht es mit einem bestimmten Individuum, und dieses Geschehnis ist akausal. Es gibt keine Ursache dafür. 

In der Natur geschehen viele Dinge, die keiner bestimmten Ursache zugeordnet werden können. Ihr Interesse, das Leben oder die Biographie jener Menschen studieren zu wollen, von denen Sie annehmen, sie seien erleuchtet oder Gottesmänner, liegt also nur in der Hoffnung begründet, dadurch einen Hinweis zu finden, wie die es wohl geschafft haben mögen. Dann wollen Sie deren Techniken anwenden, damit Ihnen das gleiche geschehen möge. Allein darin liegt Ihr Interesse. Diese Menschen geben Ihnen irgendwelche Techniken, Systeme, Methoden, die überhaupt nicht funktionieren. Sie erwecken die Hoffnung, daß es auch Ihnen eines Tages, wie durch ein Wunder, passieren wird. Aber das wird nie geschehen. 

Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe. Und ich werde es nochmals wiederholen und von zehn verschiedenen Aspekten her beleuchten müssen, je nachdem welche Art Fragen Sie mir stellen werden.  

Dabei sind, wie ich gestern schon gesagt habe, alle Fragen genau gleich. Da die Fragen von den Antworten stammen, die Sie schon kennen, sind die Antworten, die Sie bekommen, nicht wirklich die Antworten. Ich geben Ihnen überhaupt keine Antworten. Wenn ich so töricht wäre, Ihnen Antworten zu geben, so müssten Sie dabei verstehen, daß es eben diese Antwort ist, die die Möglichkeit zerstört, Ihre Frage zum Verschwinden zu bringen. Ich gebe Ihnen mein Wort – es ist mir gleichgültig, ob Sie mein Wort nehmen oder nicht – daß mir dergleichen Fragen nie und nimmer in den Sinn kommen.

Ich habe keine Fragen irgendwelcher Art, außer solchen, die ich stellen muß, wie: „Wo kann ich ein Auto mieten?“ „Wie kommt man am schnellsten nach Brüssel?“ „Welche Straße führt nach Rotterdam – diese oder jene?“ Das ist alles. Bei solchen Fragen gibt es immer Menschen, die einem weiterhelfen können. Aber auf diese andere Art von Fragen, da gibt es keine Antworten. 

Wenn Ihnen klar wird, daß es auf solche Fragen keine Antworten gibt und daß diese Fragen den Antworten entstammen, die Sie schon kennen, dann ist das die Situation, in der all Ihre Antworten komplett und vollständig vernichtet werden. Das ist etwas, das Sie nicht veranlassen können. Es liegt nicht in Ihren Händen. 

Sie glauben also, daß die Lage hoffnungslos sei, aber sie ist nicht hoffnungslos. Die Hoffnung ist hier. Die Hoffnung ist nicht dort. Sie warten darauf, daß morgen etwas passieren wird. Morgen wird NICHTS passieren. 

Wenn etwas geschehen muß, dann muß es jetzt geschehen. Aber es gibt praktisch so gut wie keine Möglichkeit, daß das jetzt geschieht, weil das Instrument, welches Sie verwenden, die Vergangenheit ist. Ohne daß die Vergangenheit an ihr Ende gelangt, kann es keine Gegenwart geben. Und dieser gegenwärtige Augenblick ist etwas, das von Ihnen weder eingefangen noch erlebt werden kann. Selbst wenn man für einen Augenblick annähme, die Vergangenheit sei beendet, so haben Sie doch keine Möglichkeit zu erfahren, daß sie zu Ende gegangen ist. Dann wird es für Sie keine Zukunft mehr geben. Vielleicht werden Sie morgen der Chef Ihrer Firma sein, oder der Schullehrer wird zum Direktor seiner Anstalt aufrücken und der Professor zum Dekan – diese Möglichkeiten bestehen, aber dafür werden Sie kämpfen müssen, und das erfordert Zeit. Sie wenden die gleiche Technik auf alles an, was Sie realisieren wollen, und so weist der Verstand auch Ihren spirituellen Zielen einen Platz in der Zukunft zu. Mit dieser Technik sind gewaltige Ergebnisse erzielt worden; warum also, so fragen Sie sich, sollte dieses Mittel nicht auch das geeignete sein, um Ihre spirituellen Ziele zu erreichen? Sie haben es versucht, Sie haben alles mögliche unternommen – aber selbst für diejenigen unter Ihnen, die voll glühenden des Verlangens sind, es zu finden – es ist unmöglich.

In Indien hat es jeder versucht, und – Sie werden es nicht glauben – nicht einem ist es geglückt. Und wenn einmal etwas in dieser Art geschehen ist, dann ist es jenen Menschen geschehen, die ihre Suche ganz und gar aufgeben hatten. Das ist die absolute Vorbedingung. Die ganze Bewegung muß sich verlangsamen und zum Stillstand kommen. Aber alles, was Sie tun, um sie anzuhalten, verschafft ihr nur neuen Antrieb. Das ist wirklich die Crux des Problems.

Woran Sie interessiert sind, existiert nicht. Es besteht nur in Ihrer Einbildung und basiert auf dem, was Sie über dergleichen Dinge wissen. Und daher gibt es nichts, was Sie deswegen tun könnten. Sie jagen etwas hinterher, das es gar nicht gibt. Ich kann das solange sagen, bis die Kühe nach Hause kommen – ich weiß nicht, wann sie hier nach Hause zurückkehren – oder bis das Reich Gottes kommt – aber dieses Reich wird niemals kommen. Sie machen also immer weiter und hoffen dabei, daß Sie irgendwie den Weg zur Erreichung Ihrer Ziele finden werden. Sie wollen dadurch mit Ihren Alltagsproblemen besser zurechtkommen, und das ist nun tatsächlich eine weit hergeholte Idee, denn dazu ist es völlig untauglich. „Wenn ich nur diese Erleuchtung bekäme, dann könnte ich all meine Probleme lösen...“ 

Sie können nicht alles andere haben, und die Erleuchtung noch dazu. Wenn es kommt, dann tilgt es alles aus. Sie wollen alles haben, und den Himmel obendrein. Sie haben keine Chance! Das ist etwas, was sich nicht durch Ihre Bemühungen oder die Gnade von irgend jemandem bewerkstelligen ließe, nicht einmal mit Hilfe eines Gottes, der auf Erden wandelt und behauptet, er sei extra um Ihret- und der Menschheit willen aus irgendeinem Himmel herabgestiegen – das ist ganz einfach dummes Gerede. Niemand kann Ihnen helfen. Helfen, um was zu erreichen? Sehen Sie, das ist die eigentliche Frage. 

Solange Sie in dieser Wunschvorstellung leben, werden Ihnen solche Menschen, ihre Versprechungen und Techniken, als sehr attraktiv erscheinen. Das gehört dazu. Es gibt nichts, was Sie tun müßten. Sie tun sowieso schon so vieles. Können Sie sein, ohne etwas zu tun? Das können Sie nicht. Unglücklicherweise tun Sie etwas, und dieses Tun muß aufhören. Um dieses Tun zu Ende zu bringen, tun Sie etwas anderes. Hier liegt wirklich die Crux des Problems. In dieser Situation befinden Sie sich. Das ist alles, was ich sagen kann. Ich weise auf die Absurdität dessen hin, was Sie tun.  

Ich sagte es gestern schon, das, was Sie hierher geführt hat, wird Sie mit Sicherheit auch noch woandershin bringen. Hier gibt es nichts für Sie, hier werden Sie nichts bekommen. Nicht, daß ich etwas für mich selbst behalten möchte; Sie können alles nehmen, was Sie wollen. Ich habe nichts, das ich Ihnen geben könnte. Ich bin nichts, das Sie nicht auch wären. Sie glauben, ich sei etwas besonderes. Der Gedanke, daß ich anders wäre als die andern, kommt mir nie in den Sinn. Niemals. Wann immer diese Fragen gestellt werden, denke ich: „Warum stellen mir die Leute nur solche Fragen? Was kann ich denn tun, damit sie sehen?“ In mir ist immer noch eine Spur von Illusion. Vielleicht kann ich es versuchen. Aber selbst dieses ‘versuchen’ hat für mich keinen Sinn. Es gibt nichts, was ich tun könnte. 

Es gibt nichts zu erlangen, nichts zu geben und nichts zu erhalten. So ist die Lage. In der materiellen Welt, ja, da gibt es das. Wir besitzen so vieles. Es gibt immer jemanden, der einem mit Wissen, mit Geld, mit vielerlei Dingen aushelfen kann. Aber auf diesem Gebiet existiert nichts, was es zu geben oder zu erhalten gälte. Sie können sich dessen gewiß sein, solange Sie es besitzen wollen, haben Sie keine Chance. Sehen Sie, Wollen impliziert, daß Sie Ihr Denken in Bewegung setzen, um ans Ziel zu gelangen. Aber es handelt sich nicht darum, Ihr Ziel zu erreichen, sondern darum, daß diese Bewegung hier an ihr Ende kommt. Das einzige, was Sie tun können, ist jedoch, diese Denkbewegung in Richtung auf eben diese Zielvorstellung hin in Gang zu setzen. Wie wollen Sie denn diese unmögliche Aufgabe vollbringen? 

Wollen und Denken gehören immer zusammen. Ich schlage keineswegs vor, daß Sie all Ihre Wünsche unterdrücken oder sich von Ihren Wünschen befreien oder sie kontrollieren sollten. Überhaupt nicht. Das ist das religiöse Spiel. Wenn Sie etwas wollen, dann werden Sie erst recht Ihre Denktätigkeit zur Erreichung Ihres Ziels in Bewegung setzen.  

Materielle Ziele, ja, aber selbst dabei ist es nicht so einfach. Diese Welt ist voller Konkurrenz. Da bleibt uns nicht viel, was man  teilen könnte. Es gibt nicht genug, daß es für alle reichen würde. Für mich ist dieses Gerede, man müsse mit anderen teilen, nur dummes Geschwätz. Hier gibt es nichts zu teilen. Dies ist keine Erfahrung. Selbst wenn man für einen Moment annähme, es sei eine Erfahrung, wäre es schwierig, sie mit jemandem zu teilen, wenn dieser andere im Rahmen seiner Erfahrungstruktur keinen Bezug dazu finden kann. Sehen Sie, so wird das Ganze zu einem sinnlosen Ritual – man sitzt da und diskutiert diese Dinge, das ist alles. Es ist nicht leicht für Sie aufzugeben. Ganz und gar nicht. 

F: Mir ist das passiert, als ich von nichts eine Ahnung hatte. 

U.G.: Nichts, sehen Sie, es ist einfach passiert. 

F: Ich habe mich einfach auf den Boden gesetzt, und es ist passiert. Ich war zu Tode erschrocken. 

U.G.: Und jetzt? Jetzt wollen Sie, daß es wieder geschieht. Nein? Gott sei Dank. Somit hört Ihre spirituelle Suche auf. Einen anderen Weg gibt es nicht. Ich will Ihnen ja keine Angst einjagen, aber wie sollte es denn geschehen, was erwarten Sie eigentlich? Die Menschen, die Drogen nahmen, haben alle möglichen Erfahrungen gemacht. Andere, die von dergleichen noch nie gehört haben, erleben auch vieles, aber das führt sie hin zu diesem spirituellen Jahrmarkt. In Indien gibt es jede Menge Techniken, Systeme und Methoden, die einem jede erwünschte Erfahrung verschaffen können. Daher machen sie auch so außerordentlich gute Geschäfte. 

F: Aber damals ist mir das nicht einmal in den Sinn gekommen, so wie z. B. bei der Meditation, es war etwas anderes. 

U.G.: Es ist passiert – solche Sachen, irgendwelche außergewöhnliche Erfahrungen, geschehen. Die Menschen erleben das, ohne es zu wissen, ohne darum gebeten zu haben, ohne etwas dafür zu tun. Für Sie war das eine angsteinflößende Erfahrung – aber andere spirituelle Erfahrungen wollen Sie immer wieder haben. Alles, was Sie bewußt herbeiführen, ist ohne Bedeutung. Dann werden Sie immer mehr von diesen Dingen haben wollen und schließlich werden Sie nach einer Art Dauerzustand verlangen, permanentem Glück, beständige Seligkeit. Aber so etwas wie Permanenz gibt es nicht. Vielleicht hätte Ihre Erfahrung in Seligkeit enden können, wer weiß... 

F: Wollen Sie damit sagen, daß wir bereits das sind, was wir sein sollen? 

U.G.: Diese Tatsache wollen Sie nicht akzeptieren, stattdessen möchten Sie wissen, was Sie sind. Darin liegt das Problem. Sie haben keine Möglichkeit, das jemals herauszufinden. Was da ist, kann man nicht wissen. Es hängt immer davon ab, was Sie sein wollen. Was Sie hier vor sich haben ist das Gegenteil von dem, was Sie gerne wären, was Sie sein wollen und was Sie sein sollen. Was sehen Sie hier? Sie wollen glücklich sein, also sind Sie unglücklich. Der Wunsch glücklich zu sein, schafft das Unglücklichsein. Was Sie hier sehen, ist das Gegenteil Ihres Ziels, Ihres Wunsches, glücklich zu sein. Das Streben nach ständigem Genuß schafft den Schmerz. Wollen und Denken gehen also immer Hand in Hand. Sie sind nicht getrennt. Alles, was man haben will, schafft Schmerzen, denn dann beginnt man zu denken. Wollen und Denken. Wenn man auf dieser Welt nichts mehr begehrt, gibt es auch kein Denken mehr. Das will nicht heißen, daß es dann keine Gedanken mehr gäbe.  

Ob Sie materielle oder spirituelle Ziele erreichen wollen, ist völlig gleichgültig. Ich habe überhaupt nichts gegen das Wollen einzuwenden. Wollen aber bedeutet, daß die Erfüllung oder Nichterfüllung dieses Wollens nur durch Denken möglich ist. 

Es ist also eigentlich das Denken, das die Probleme für Sie geschaffen hat. Ich will damit andeuten, daß unsere gesamten Probleme weder auf der psychologischen noch auf der ethischen Ebene gelöst werden können. Der Mensch versucht seit Jahrhunderten, sie zu lösen, aber es ist ihm nicht gelungen. Was ihn antreibt, ist die Hoffnung, daß es ihm eines Tages gelingen könnte, indem er immer und immer wieder das gleiche tut. Aber wie ich schon sagte, ist die Fähigkeit, mit diesen Problemen fertig zu werden im Körper selbst vorhanden; dazu muß er auch imstande sein, denn er kann sie einfach nicht ertragen. Die Sensibilität der Sinnesorgane wird von all dem zerstört, was Sie tun, um sich von den Dingen zu befreien, von denen Sie frei sein wollen. Das zerstört die Sensibilität des Nervensystems.  

Das Nervensystem muß, wenn dieser lebendige Organismus überleben soll, äußerst wachsam sein. Es muß sehr sensibel sein. Ihre Sinneswahrnehmungen müssen äußerst feinfühlig sein. Anstatt ihnen zu gestatten, sensibel zu sein, haben Sie etwas erfunden, das Sie als die ‘Sensibilität’ Ihrer Gefühle, die Sensibilität Ihres Verstandes, die Sensibilität gegenüber all Ihren Mitgeschöpfen und die Sensibilität den Gefühlen anderen gegenüber bezeichnen. Und das hat ein neurologisches Problem geschaffen. Also sind alle Probleme neurologischer Art; sie sind nicht psychologisch und auch nicht ethisch. Darin liegt das Problem der Gesellschaft. 

Die Gesellschaft ist am Status quo interessiert, sie will sich nicht verändern. Die einzige Möglichkeit, wie sie den Status quo oder die Kontinuität aufrechterhalten kann, liegt darin, daß sie verlangt, jedermann müsse sich in ihre Struktur einordnen. Dabei ist jedes Individuum, in physischer Hinsicht, einzigartig. Die Natur schafft immerzu Einzigartiges. Sie ist nicht an einem perfekten Menschen interessiert; sie ist auch nicht an einem religiösen Menschen interessiert. 

Wir haben vor der Menschheit die Zielvorstellung oder das Ideal eines vollkommenen Menschen, eines wahrhaft religiösen Menschen, errichtet. Alles, was Sie tun, um dieses Ziel der Perfektionierung zu erreichen, zerstört die Sensibilität dieses Körpers. Es tut ihm Gewalt an. Der Körper hat daran kein Interesse. 

Was immer der Mensch, der ein Kind des Todes ist, erlebt – Erfahrungen wie Selbsterkenntnis und Selbstbewußtsein – er muß wissen, daß er damit bereits die Samen zu seiner völligen Vernichtung gelegt hat. Aus diesem gespaltenen Bewußtsein heraus sind auch alle Religionen entstanden. Ihre Lehren werden die Menschheit zwangsläufig zerstören. Es liegt kein Sinn darin, diese Dinge wiederzubeleben und Erweckungsbewegungen zu gründen. Das ist tot, aus und vorbei. 

Alles, was von der Aufspaltung Ihres Bewußtseins herrührt, ist destruktiv, ist Gewalt, und zwar deshalb, weil es nicht diesen lebendigen Körper, nicht das Leben, zu schützen sucht, sondern die Kontinuität des Denkens. Dadurch kann es den Status quo Ihrer Kultur, oder wie Sie es auch nennen wollen, der Gesellschaft, aufrechterhalten. Die Probleme sind neurologischer Art. Wenn Sie dem Körper eine Chance geben, wird er mit all diesen Problemen fertig werden. Wenn Sie aber versuchen, sie auf einer psychologischen oder ethischen Ebene lösen zu wollen, wird Ihnen das nicht gelingen.  

F: Was meinen Sie mit „dem Körper eine Chance geben?“ 

U.G.: Wo steckt der Zorn? Sie spüren ihn hier unten in Ihrem Bauch. Wenn Sie auf Ihren Mann, Ihre Frau, Ihren Nachbarn oder ein Sofakissen einschlagen, so werden Sie damit das Problem nicht lösen. Er ist bereits absorbiert worden. Sie machen nur die Therapeuten reich, die daran Geld verdienen. Sie schlagen auf Ihre Frau ein, Ihren Mann, auf jeden, der Ihnen über den Weg läuft, und das ist alles, was Sie tun können. Die Funktion des Körpers besteht jedoch darin, mit derlei fertig zu werden und es zu absorbieren. Es ist in ihm; das ist für den Körper etwas Reales. Er will diesen Ärger nicht, weil er die Sensibilität des Nervensystems zerstört. Also absorbiert er das Ganze, und Sie müssen überhaupt nichts tun. 

Jegliche Energie, die Sie mittels dieses Denkens erzeugen, wirkt destruktiv auf den Körper. Jene Energie kann nicht vom dem Leben hier getrennt werden. Sie ist eine einzige kontinuierliche Bewegung. Demnach sind all die Energien, die Sie deshalb verspüren, weil Sie mit all diesen Dingen gespielt haben, für das reibungslose Funktionieren dieses lebendigen Organismus völlig uninteressant. Sie stören nur das harmonische Funktionieren dieses Körpers – der etwas sehr, sehr Friedvolles ist. 

Dieser Friede ist nicht wie die leere, tote Stille, die Sie erleben. Er ist wie ein Vulkan, in dem es  immerzu brodelt. Das ist die Stille, das ist Frieden. Das Blut strömt wie ein Fluß durch Ihre Adern. Wenn Sie versuchen würden, das Geräusch des Strömens Ihres Blutes zu verstärken, wären Sie überrascht – es ist wie das Brüllen des Ozeans. Wenn Sie sich in einen schalldichten Raum begeben, werden Sie keine fünf Minuten überleben. Sie werden verrückt, weil Sie den Lärm, der in Ihnen selber ist, nicht ertragen können. Der Klang Ihres Herzschlags ist etwas, das Sie nicht aushalten können. Sie lieben es, sich mit vielen Geräuschen zu umgeben, und dann schaffen Sie sich eine merkwürdige Erfahrung, die Sie ‘die Erfahrung der Stille’ nennen, was lächerlich ist. Absurd. Das ist die Stille, die dort herrscht – das Tosen eines Ozeans. Das Tosen des strömenden Blutes. Nur dafür interessiert sich der Körper, und nicht für Ihren Geisteszustand oder die Erfahrung der Stille. Er interessiert sich nicht für Ihre Übungen in Tugendhaftigkeit oder Stillesein. Der Körper hat kein Interesse an Ihrem moralischen Dilemma, oder wie Sie das auch nennen. Er interessiert sich weder für Ihre Tugenden noch für Ihre Laster. Solange Sie sich in Tugendhaftigkeit üben, werden Sie ein lasterhafter Mensch bleiben. Beides gehört zusammen. Wenn Sie das Glück haben, von dieser Zielvorstellung frei zu sein, daß Sie nach Tugendhaftigkeit streben müssten, dann verschwindet damit auch die Lasterhaftigkeit aus Ihrem Organismus. Sie werden kein lasterhafter Mensch mehr sein. Sie werden solange ein gewalttätiger Mensch bleiben, wie Sie die Idee verfolgen, ein gewaltloser, freundlicher, sanfter und gütiger Mensch zu werden. Ein freundlicher Mensch, einer der sich in Güte und Tugendhaftigkeit übt, stellt die wirkliche Gefahr dar, und nicht der sogenannte gewalttätige Mensch. 

Irgendwann ist das Ganze auf eine völlig falsche Spur geraten, dann nämlich, als die Kultur vor dem Menschen das Ideal des perfekten Menschen errichtet hat, das Ideal des wahrhaft religiösen Menschen. Aus dieser Spaltung seines Bewußtsein ist die religiöse Erfahrung entstanden, die nicht seiner Natur gemäß ist.  

Zum Glück kennen die Tiere diese Bewußtseinsspaltung nicht; bei ihnen gibt es nur die Unterscheidung, ob etwas zum Überleben nötig ist oder nicht. Der Mensch ist schlimmer als ein Tier. Ohne Zweifel ist es ihm gelungen, auf den Mond zu kommen, wahrscheinlich wird er eines Tages alle Planeten bevölkern, aber diese Leistungen sind für den Körper ohne Belang. Diese Art Errungenschaft bewegt sich in eine Richtung, die in zunehmendem Maße alles zerstören wird; denn, was immer sich auf das Denken gründet, ist destruktiv. Es ist nicht nur destruktiv für den Körper, sondern das geht immer weiter, bis hin zur progressiven Zerstörung all dessen, was sich der Mensch geschaffen hat. 

F: Alles ist destruktiv, wenn man hungrig ist. 

U.G.: Nach einem Tag interessiert sich der Körper nicht mehr für Ihren Hunger. Sie werden sich wundern, wenn Sie Ihren Körper nicht mehr ernähren. Die Ernährung Ihres Körpers ist Ihr Problem (nicht seines). Vielleicht werden Sie ein oder zwei Tage lang unter Hungerattacken leiden. 

F: Nun, wenn Sie aufhören zu essen, werden Sie schließlich sterben. 

U.G.: Und wenn schon. Der Körper stirbt nicht. Er nimmt eine andere Form an, zerfällt in seine Grundbestandteile. Das interessiert ihn nicht. Für den Körper gibt es keinen Tod. Für Ihr Denken gibt es den Tod, denn das will nicht an sein Ende kommen. Für das Denken gibt es einen Tod, und weil es diese Situation nicht ertragen kann, hat es sich ein Leben danach, künftiges Leben, ausgedacht. Dieser Körper aber ist seiner Natur gemäß unsterblich, denn er ist Teil des Lebens. 

F: Selbst, wenn er unter der Erde liegt und verwest? 

U.G.: Ja und? Es gibt viele andere Lebensformen, die auf diesem Körper überleben. Das mag Ihnen kein Trost sein, aber all diese Mikroorganismen werden auf Ihrem Körper im Überschwang leben. Sie werden ein Festessen, ein großes Gelage haben. Wenn man den Körper da draußen auf der Straße liegen ließe, würden Sie sich wundern. Andere Organismen werden einen Festtag haben. Sie werden ihnen einen großen Dienst erweisen. Nicht der Menschheit, sondern den Organismen anderer Art. 

F: Ist es denn nicht ratsam, Vegetarier zu sein? 

U.G.: Ah, nun...  

F: Da wären wir wieder... 

U.G.: Eine vegetarische Lebensweise, wozu? Für irgendwelche spirituellen Ziele? Eine Lebensform lebt von der anderen. Das ist eine Tatsache, ob sie Ihnen nun gefällt oder nicht. Wenn die Tiger vegetarisch leben würden.... er sagt (deutet auf den Fragesteller), daß seine Katze eine vegetarische Katze sei und keiner Fliege etwas zuleide täte. Weil sie mit Vegetariern in Verbindung stünde, sei sie auch Vegetarierin geworden. Vielleicht sollte man das aus Gesundheitsgründen sein. Ich weiß es nicht, ich sehe keine adäquaten Gründe, warum man Vegetarier sein sollte. Ihr Körper wird dadurch nicht reiner werden als der eines Menschen, der Fleisch ißt. Wenn Sie nach Indien gehen, können Sie beobachten, daß diejenigen, die vegetarisch gelebt haben, auch nicht freundlicher und friedfertiger sind. Also hat das nichts mit Spiritualität zu tun – was Sie da hineinlegen wollen, ist nicht das eigentliche Problem. 

F: Was ist mit der Aggression, die durch das Fleischessen verursacht wird? 

U.G.: Vegetarier sind aggressiver als Fleischesser. Wenn Sie das überrascht, lesen Sie die Geschichte Indiens – sie ist voll des Blutvergießens, der Massaker und Meuchelmorde – alles im Namen der Religion. 

Der Buddhismus war in einigen Gebieten nicht so gewalttätig, erst als er sich in Japan ausbreitete, wurde er zu einer äußerst gewalttätigen Religion. Buddhistische Tempel stellten und unterhielten Armeen, um in Japan Schlachten zu schlagen. Das ist Geschichte und nicht meine persönliche Meinung. 

Daher lege ich Wert auf die Feststellung, daß die Lehrer und ihre Lehren für den unglückseligen Zustand dieser Welt verantwortlich sind. All diese Messiasse haben nichts als ein Schlammassel auf der Welt angerichtet. Und die Politiker sind die Erben dieser Kultur. Es hat keinen Zweck, sie zu tadeln und sie korrupt zu nennen. Sie sind korrumpiert worden. Der Mann, der Liebe gepredigt hat, war korrupt, denn er hat die Spaltung des Bewußtseins hervorgerufen. Der Mann, der sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst,“ war verantwortlich für den Horror, der heute in der Welt herrscht. Sprechen Sie diese Lehrer nicht frei. Ihre Lehren haben nichts als Chaos auf der Welt angerichtet, die sich mit zunehmender Geschwindigkeit auf die Zerstörung, nicht nur des Menschen, sondern auch jeder anderen Spezies von Lebewesen auf diesem Planeten hinbewegt.  

Das kommt von diesem Ideal der Liebe. Es sind nicht die Wissenschaftler und Politiker, die verantwortlich sind. Die Macht liegt in ihren Händen, und sie werden sie anwenden – es gibt genügend Wahnsinnige, die auf den Knopf drücken werden. Aber worin liegt der Ursprung dieser Gewalt? 

Die Religion wird den Menschen nicht retten, noch wird es der Atheismus tun, oder der Kommunismus, oder sonst irgend eines dieser Systeme. Nicht nur die Lehre, sondern die Lehrer selbst haben die Samen der Gewalt gesät, die heute auf der Welt herrscht. Sie dürfen sie nicht auf ein Podest stellen und fordern, daß sie von dieser Anschuldigung freigesprochen werden sollten. Der Mann, der von der Liebe sprach, ist verantwortlich, denn Liebe und Haß gehören zusammen. Wie könnten Sie sie also freisprechen? Und geben Sie nicht ihren Anhängern die Schuld, sie sind auch nur ein Resultat dieser Lehre. Das ist Geschichte, und nicht meine persönliche Meinung. Sie kennen die Geschichte Europas. Die Inquisition. „Im Namen Jesu“. Warum wollen Sie diese Religion wieder aufleben lassen? Wozu? „Zurück zum Christentum“ heißt es wieder überall. Nicht, daß ich irgend etwas im Besonderen verurteilen möchte; alle sind dafür verantwortlich. 

Von Liebe zu reden, gehört zu den absurdesten Dingen überhaupt. Für die Liebe braucht es zwei. Aber wo immer es eine Zweiteilung gibt, wirkt sie zerstörend. Die Freundlichkeit braucht zwei – Sie sind freundlich zu jemandem, oder Sie sind freundlich zu sich selbst. Also gibt es in Ihrem Bewußtsein eine Aufteilung. Alles, was aus dieser Teilung heraus entsteht, ist ein Schutzmechanismus, und auf Dauer gesehen ist das destruktiv.  

Das Denken versucht, sich selbst zu schützen. Daher ist es an Kontinuität interessiert. Der Körper hat kein Interesse daran, sich selbst zu schützen. Diejenige Intelligenz, die zum Überleben des Körpers nötig ist, ist bereits in ihm vorhanden. In dem Dschungel, den wir durch unserer Organisationen geschaffen haben, bedarf es des Intellekts – jenes Intellekts, den wir durch unsere Studien, unsere Kultur und allem, was damit zusammenhängt, erworben haben. Er hat seine eigene Existenz, die parallel hierzu verläuft, und er ist an einer anderen Art von Überleben interessiert, denn das Leben selbst nimmt kein Ende. Dies ist nur ein Ausdruck des Lebens. Wenn Sie gehen, und ich gehe, dann geht das Leben trotzdem weiter. Diese Lichter werden abgeschaltet, aber die Elektrizität ist immer noch vorhanden. Etwas anderes wird kommen. Es interessiert sich nicht für den Menschen. Unglücklicherweise verfügt der Mensch über diese ungemein zerstörerischen Kräfte, die ihren Ursprung darin haben, daß er sich als seiner selbst bewußt erlebt. 

Also ist dieses Gerede darüber, daß der Mensch sich selbst betrachten und verstehen will, selbst eine aufspaltende Bewegung, die dadurch entstanden ist, daß er sich seiner selbst bewußt ist. Das ist die Grundlage, auf der die ganze psychologische Struktur gebaut ist. 

F: Aber wie können wir dieses Spaltungsdenken loswerden? 

U.G.: Sie können es nicht. Das liegt nicht in Ihren Händen. Alles, was Sie tun, verleiht ihm nur neuen Antrieb. Wollen Sie wirklich, daß es aufhört? Nein.

 F:  Einmal habe ich eine ganz große Einheit verspürt... 

U.G.: Es gibt eine Störung im Stoffwechsel des Körpers, die durch Drogen oder Meditation oder eines dieser vielen Systeme und Techniken hervorgerufen wird, die der Mensch erfunden hat. Und (scherzhaft): „Sie können die Einheit des Lebens wirklich erfahren...“ Sehen Sie sich Indien an, das die Einheit und Einzigartigkeit des Lebens predigt, das ist ein gutes Beispiel. Dort sind sie alle große Metaphysiker und Philosophen, die immerzu über diese Dinge diskutieren. Aber im Leben dieser Menschen kommt das nicht zum Tragen. 

F: Das Verständnis, daß es da einen Dualismus gibt, das Kommen eines solchen Verständnisses... 

U.G.: Verständnis ist Dualismus. Wenn diese Trennung nicht vorhanden ist, gibt es auch nichts zu verstehen. Das Instrument, das sie benutzen, um etwas zu verstehen, ist das einzige, das Ihnen zur Verfügung steht. Ein anderes gibt es nicht. Sie können von Intuition sprechen oder von tausend anderen Dingen. Das sind alles sensibilisierte Gedanken. Intuition ist nichts weiter als ein Gedanke, der sensibilisiert wurde – aber eben doch nur ein Gedanke. Alles, was Sie mit Hilfe dieses Instrumentes verstehen, hat nicht dazu beigetragen, überhaupt etwas zu verstehen. Es ist nicht das richtige Mittel, und ein anderes gibt es nicht. Wenn das der Fall ist, gibt es dann etwas zu verstehen? Ihr Verständnis der Dinge dient nur dem Zweck, das Vorhandene zu ändern. Was immer vorhanden ist, wollen Sie verändern. Sie wollen in der Struktur Ihres Denkens eine Änderung bewirken. Also fangen Sie an, anders zu denken und die Dinge auf verschiedene Weise zu erfahren. Im Grunde aber gibt es da keine Veränderung. 

Ihr Wunsch, etwas zu verstehen, dient also nur dem Zweck, einen Wandel herbeizuführen, gleichzeitig wollen Sie den Wandel aber nicht. Das ließ im Menschen die neurotische Situation entstehen, daß er zwei Dinge will – er will den Wandel, und er will ihn nicht. Dieser Konflikt ist andauernd in ihm vorhanden. 

F: Vielleicht müssen wir diesen Konflikt sehen. 

U.G.: Das Sehen selbst ist ein entzweiender Vorgang. Es gibt zweierlei. Sie wissen, die Inder sind Meister in diesem Spiel – der Seher und das Gesehene, der Beobachter und das Beobachtete. In dieser Art von Spiel sind sie große Experten. Aber was gibt es denn zu sehen? Wer ist es denn, der sieht? Sind dort zweierlei Dinge? Was tun Sie, wenn Sie sehen? Sie sind wieder beim selben Gedanken angelangt. 

Es ist absurd, sich selbst die Frage zu stellen „Wer bin ich?“ Das wurde zur fundamentalen Lehre von Ramana Maharshi. „Wer bin ich?“ Warum stellen Sie diese Frage? Sie besagt doch, daß es da ein anderes Ich gäbe, das Sie kennenlernen wollen. Diese Frage ergibt für mich keinerlei Sinn. Allein die Tatsache, daß Sie sie stellen, impliziert, daß es da zwei Dinge gibt. Das ‘Ich’, das Sie kennen, und dann gibt es noch ein anderes ‘Ich’, dessen Natur Ihnen wirklich unbekannt ist und das Sie gerne kennenlernen wollen. Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich mache. Zunächst einmal – wissen Sie denn etwas über sich selbst? Was wissen Sie? Sagen Sie es mir. 

F: Was weiß er? 

U.G.: Was ihm gesagt wurde: wo er lebt, seinen Namen, wieviel Geld er jeden Monat verdient, seine Telefonnummer, wie viele Erlebnisse er im Verlauf seiner dreißig Lebensjahre angesammelt hat, er kennt die Menschen, denen er begegnet ist und all die Bücher, die er gelesen hat. Das ist alles, was er Ihnen erzählen kann. Er kann mechanisch alle Information und Erfahrungen, die er angesammelt hat, wiederholen. Und das ist auch schon alles. Warum sind Sie damit unzufrieden, warum suchen Sie nach etwas anderem? Können Sie mir außer den von Ihnen gesammelten Informationen, dem, was Sie wissen, noch etwas anderes über sich sagen? 

F: Was ich dort gefunden habe, ist nicht die Antwort. Sonst würde die Frage doch nicht fortbestehen. 

U.G.: Was haben Sie dort gefunden? 

F: Nur Wissen. 

U.G.: Also ist diese Frage, diese idiotische Frage, dem Wissen entsprungen, über das Sie schon verfügen. Es ist das Wissen, das bereits vorhanden ist, welches diese Frage gestellt hat: „Wer bin ich?“ Sie wollen also wissen und verleihen so dem Wissen, das Sie schon haben, neue Impulse. Sie fügen immer neues Wissen hinzu. Falls es irgend etwas zu wissen gäbe, dann sollte alles, was Sie wissen, zu einem Ende kommen. Also fügen Sie durch diese Bestrebung, oder der Forderung danach, eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, immer neues Wissen hinzu. 

Sehen Sie denn nicht die Absurdität der Frage „Wer bin ich?“ Es kommt nicht darauf an, wer diese Frage vorgeschlagen hat, wer sie an Sie gerichtet hat oder wer sie befürwortet. Es gibt nichts zu wissen. Sie wissen nur, was da ist. Wenn da nichts mehr ist, braucht man es nicht zu wissen, und es gibt keine Möglichkeit, irgend etwas darüber zu wissen. 

F: Nur ist „Wer bin ich?“ nicht wirklich eine Frage. „Wer bin ich?“ ist ein Hinweis. 

U.G.: Ach ja, worauf weist er sie denn hin? Wenn das ein Hinweis ist, was tun Sie dann? Sie bleiben, wo Sie sind, und anstatt ihm zu folgen, lutschen Sie am Daumen. Was fangen Sie mit diesem Hinweis an? 

F: Der Hinweis weist auf etwas hin, worauf es nichts hinzuweisen gibt. Er führt einen dahin, wo dies alles unsinnige Worte sind.  

U.G.: Das stimmt, die Frage selbst ist eine unsinnige Frage. 

F: Ja, aber nur dann, wenn sie als Frage verwendet wird. 

U.G.: Selbst wenn sie als Hinweis verwendet wird, stimmt doch die ganze Richtung nicht.  

F: Es ist nicht einmal ein Hinweis.  

U.G.: Nun, was ist es dann? 

F. Es zeigt Ihnen, daß Sie sind. Es zeigt, daß ich bin. „Ich bin“ ist die Grundlage. 

U.G.: Was ich bin, ist das Wissen, das ich über mich habe. 

F: „Ich bin“ ist, was ich bin.  

U.G.: Aber was heißt das, was ich bin? 

F: Es heißt gar nichts... 

U.G.: Ja. 

F: „Ich bin“ ist kein Wissen. 

U.G.: Da gibt es nichts, keine von der Frage unabhängige Existenz. 

F: Also ist es das Ende des Wissens. 

U.G.: Also sollte die Frage damit aufhören. Denn die Frage selbst – hören Sie gut zu – die Frage selbst ist aus der Antwort hervorgegangen. Ansonsten gibt es keinen Platz für irgendeine Frage jedweder Art. Alle Fragen entstammen den Antworten, die Sie schon kennen. Es ist also idiotisch, überhaupt eine Frage zu stellen, auf die man schon eine Antwort hat. Weil es keine Frage ohne eine Antwort geben kann, impliziert die Antwort, daß dieses ‘Ich’ etwas beinhalten würde, das Sie nicht wissen, aber gerne wissen möchten – etwas anderes als das ‘Ich’, das schon vorhanden ist; es besagt, daß es da ein anderes ‘Ich’ gäbe.  

F: Auf einer bestimmten Ebene schon. Man könnte auch sagen, eine Frage stellen, bedeutet, die Antwort schon zu kennen. 

U.G.:  Das ist richtig. Es gibt überhaupt keine Frage. Ohne Wissen kann es keine Frage geben. Alle Fragen sind aus den Antworten heraus entstanden, die Sie schon kennen. Das ist der Grund dafür, warum eine solche Frage, ob sie nun von Ihnen oder von jemand anderem gestellt wird, keine Antwort erfordert. Die Antwort auf eine jede Frage ist auch das Ende der Frage. Das Ende der Frage bedeutet das Ende der Antwort, die Sie schon haben. Nicht nur Ihre Antwort, sondern auch die Antworten, die sich seit Jahrhunderten angesammelt haben, muß es nicht geben. Das Verlangen nach einer Antwort auf diese Frage, egal auf welcher Ebene (es gibt nur eine Ebene, es gibt keine anderen Ebenen) impliziert, daß der Fragesteller nicht will, daß das Wissen ein Ende nimmt.  

F: Das stimmt. Aber natürlich, im Verlauf dieses... 

U.G.: Es muß jetzt geschehen, und nicht am Ende, denn dabei gibt es keine Zeit. Das Instrument, das Sie benutzen, und das der Prozeß des Wissens ist, will kein Ende nehmen. Deshalb stellt er sich selbst die Frage, wohl wissend, daß die Frage andauern muß, bis sie eine Antwort erhält. 

Also weiß dieses Wissen, das Instrument, das Sie benutzen, nichts von der Möglichkeit, daß etwas geschieht, außer es ist in der Zeit, und es kann sich dies auch nicht vorstellen, denn es ist in der Zeit entstanden, und es funktioniert in der Zeit. Obwohl es einen Zustand der Zeitlosigkeit projiziert, ist es nicht daran interessiert, die Tatsache zu akzeptieren, daß nichts geschehen kann, außer es befindet sich innerhalb des Feldes der Zeit. Die Frage impliziert, daß es einen Bedarf nach einer Antwort gäbe und daß die Antwort nur mit der Zeit kommen könnte. Und während dieser Zeit hat dieses Wissen eine Chance zu überleben. 

F: Was Sie sagen, ist wahr. Nur, die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ fällt nicht in die Zeit. 

U.G.: Ja, aber alles, was entstanden ist... 

F: Es ist nur ein Kunstgriff. Ich stimme mit Ihnen überein.  

U.G.: Es ist wahr. Alles, was im Feld der Zeit entstanden ist, ist Zeit. Die Frage ist Zeit. 

F: Die Frage ist nicht in der Zeit entstanden.  

U.G.: Woher kommt sie? 

F: Sie kommt von „Ich bin“. 

U.G.: Diese Annahme selbst ist Zeit – dieses „Ich bin“. Natürlich ist das eine Annahme – nämlich daß es da etwas anderes gäbe als dieses Wissen. Was es gibt, ist nur das Wissen. 

F: Wenn man, wie Sie sagen, Fragen stellt, deren Antworten man schon kennt, meinen Sie dann damit, daß ‘die Antworten, die man schon kennt’ vielleicht das gleiche sind wie das, was die Psychologie unter ‘Bewußtsein’ versteht?

U.G.: Ich weiß es nicht... Für mich gibt es das gar nicht. Bewußtsein (und das bedeutet nicht, daß ich eine eigenartige Definition dieses Begriffes abgeben würde) ist die Gesamtheit Ihrer Erfahrungen und die Gesamtheit Ihrer Gedanken. Wie ich gestern schon sagte, gibt es keine Gedanken, die Sie Ihr eigen nennen könnten. Es gibt keine Erfahrung, die Sie Ihr eigen nennen können. Ohne Wissen können Sie keinerlei Erfahrung machen. Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich machen kann. Jedesmal, wenn Sie eine Erfahrung machen, wird das Wissen durch diese Erfahrung verstärkt und verfestigt. Es ist ein Teufelskreis. Es geht immer weiter so. Das Wissen verschafft Ihnen Erfahrungen, und die Erfahrungen verstärken das Wissen, das Sie haben. 

Die Fragen, die Sie stellen, sind leichtfertige Fragen, denn sie entstammen diesem Wissen. Wenn es überhaupt eine Antwort auf eine Frage gibt, heißt das nicht, daß es notwendigerweise Ihre Antwort wäre. Alle Antworten sind die Antworten, die über die Jahrhunderte hinweg angehäuft wurden. Es gibt eine Gesamtheit des angesammelten Wissens. Es gibt angehäuftes Wissen und angesammelte Erfahrungen. Sie benützen sie dazu, um mit sich und anderen zu kommunizieren. Also gibt es so etwas wie mein oder dein Bewußtsein nicht. Sondern es gibt ein Bewußtsein, das aus der Gesamtheit aller Gedanken und den Erfahrungen all dessen besteht, was bis dato existiert hat.  

Also sollte jede Antwort, die Ihnen jemand gibt, diese Frage abschließen. Tatsache aber ist, daß die Antworten, die Ihnen von anderen gegeben werden, die Antworten, die Sie sich selbst gebastelt haben und die Antworten, die Sie von den sich heute auf dem Markt befindlichen ‘Weisen’ haben und von jenen, die in der Vergangenheit lebten, nicht wirklich die Antworten sind. Jegliche Anwort, die ich Ihnen auf Ihre Frage gebe, kann die Antwort auf diese Frage nicht sein, denn die Antwort sollte die Frage beenden. Wenn die Frage zerschlagen wird, muß mit ihr auch das gesamte Wissen, das für diese Frage verantwortlich ist, verschwinden. Der Fragesteller will gar keine Antwort haben, denn die Antwort müsste alles in die Luft jagen, nicht nur das wenige, das Sie in dreißig oder vierzig Jahren gelernt haben, sondern alles, was jeder Mensch zuvor gedacht und gefühlt und erlebt hat, bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem die Frage gestellt wird. Wahrscheinlich kann ich mich nicht verständlich machen. Auf jeden Fall aber sehen Sie, daß die Antwort, falls es eine solche gibt, das ganze Ding auslöschen sollte.  

F: Ich denke an die Verzweiflung, die dann eintritt, wenn das Vakuum nahe (oder scheinbar nahe) daran ist, Realität zu werden. 

U.G.: Ja, aber – selbst wenn man für einen Moment annähme, daß es dort Verzweiflung gäbe (Sie sagen, Sie befänden sich in großer Verzweiflung) – haben Sie denn damit aufgehört, sich von der Verzweiflung befreien zu wollen? Sie bezeichnen etwas als Verzweiflung, und Sie gebrauchen das Wort auf die gleiche Weise, wie Sie auch die Worte Vakuum oder Leere verwenden. Aber da ist keine Verzweiflung. 

Die existentialistischen Philosophen haben eine enorme philosophische Struktur dessen geschaffen, was sie als Verzweiflung bezeichnen, religiöse Menschen nennen es die göttliche Verzweiflung – all das sind sinnlose Phrasen. Sie haben sich mit dem, was Sie Verzweiflung nennen, niemals wirklich auseinandergesetzt, denn für Sie gibt es nur eine Bestrebung in Richtung darauf, sich irgendwie aus dieser Situation, die Sie Verzweiflung nennen, zu befreien. Also lassen Sie diese Verzweiflung nicht agieren. Das ist die Aktion, die ich meine. Sie denken immer noch darüber nach. Wo ist diese Verzweiflung? Sie befindet sich nicht in der Sphäre Ihres Denkens. Sie sollte sich hier innerhalb der Struktur Ihres Körpers befinden. Wo ist die Verzweiflung, von der Sie sprechen? Solange Sie versuchen wegzulaufen, sich von der Verzweiflung wegzubewegen, solange ist dort keine Verzweiflung. 

Alles, wofür Sie sich interessieren, ist, wie Sie frei von Verzweiflung werden können. Nur weil Sie denken, werden Sie nicht von ihr stranguliert und umgebracht. Die Verzweiflung sollte diese Bestrebung in Ihnen zerstören, die bemüht ist, sie loswerden zu wollen. Sie geben der Verzweiflung keine Chance, in Aktion zu treten. Sie sind daran interessiert, eine Lösung zu finden, einen Ausweg aus dieser Sackgasse. Nur darum geht es. Dem geben Sie einen Namen und nennen es ‘Verzweiflung’. Sie sind nicht verzweifelt. Sie benehmen sich nicht wie ein Mensch, der verzweifelt ist. Sie reden nur über Verzweiflung, Sie reden über das Vakuum, Sie reden über Leere. Falls es die Leere gibt, ist das die Aktion des Lebens. 

Als nächstes werden Sie mich fragen: „Was ist das Leben?“ Wenn ich versuche, Leben zu definieren, sind wir verloren. Dann steht eine Definition gegen das Leben. Ich verstehe unter Leben das, was es Ihrem gesamten Wesen möglich macht, es zu erwidern; nicht darauf zu reagieren, sondern zu respondieren, empfänglich für die Stimuli zu sein, und sie zu erwidern. Wenn es kein Leben gibt, werden Sie zu einer Leiche. Eine Leiche reagiert immer noch, aber auf andere Weise. Deshalb nennen Sie dies hier Leben. In anderen Worten ist Leben nichts anderes als der Puls, der Taktschlag und der Lebensatem. Auch das ist eine Definition. Da gibt es einen Puls, da ist ein Atem, da ist das Pochen des Lebens. Überall pocht es, jede Zelle Ihres Körpers pocht. Nur das ist Leben. Aber wir sprechen nicht wirklich über dieses Leben, denn niemand kann etwas darüber sagen, außer er gibt Definierungen ab. Sie können es die Lebenskraft oder sonst etwas nennen; nur bringt Lebendigsein auch all die anderen Probleme mit sich, die dieses sogenannte Leben schafft. 

Es stellt sich die Frage nach dem ‘Wie’. Wie soll man leben? Das ist das eigentliche Problem. Das Problem aller Probleme besteht darin, wie man leben sollte. Und seit Jahrhunderten wurden wir der Gehirnwäsche unterzogen zu glauben, „So-und-so müssen Sie leben!“ Wenn das nicht zufriedenstellend ist, erfinden Sie einen anderen Weg und nennen ihn „Wie-man-leben-soll“. Und so geht das immer und immer weiter. All das ist Unsinn, denn es hat Ihnen keinen Frieden gebracht. In Ihrem Innern findet ein ständiger Kampf statt, ein Krieg ist im Gange. Solange in Ihrem Innern Krieg herrscht, wird es keine friedvolle Welt geben. Selbst wenn man für einen Augenblick annähme, daß der Krieg beendet ist und Sie mit sich selbst im Frieden sind, wird das dennoch nichts ändern, denn ein Mensch, der mit sich selbst in Frieden lebt, stellt für seinen Nachbarn eine Bedrohung dar. Also besteht die Gefahr, daß der Sie liquidieren wird. 

Das große Problem ist, ob Sie diesen Krieg in Ihrem Innern beenden können. Gibt es eine Möglichkeit hierfür? Alle Lösungsmöglichkeiten, die Sie kennen, sind diejenigen, die für diesen Kampf verantwortlich sind – nämlich das „Wie-man-leben-soll“. Das „Wie“ muß verschwinden. Dann werden Sie mich fragen: „Wie kann das ‘Wie’ verschwinden? Können Sie mir helfen?“ 

Zunächst einmal sind Sie sich dessen nicht sicher. Sie sind mit Ihrer Verzweiflung noch nicht einmal bis an diesen Punkt gelangt. Solange Sie in die Richtung rennen, sich von der Verzweiflung befreien zu wollen, wird es Ihnen gar nicht möglich sein, mit dieser Verzweiflung fertig zu werden. 

Vielleicht gibt es einhundertfünfzig Lösungsmöglichkeiten, aber Sie können sie nicht alle ausprobieren. Offenbar ist alles fehlgeschlagen, was Sie ausprobiert haben, also sagen Sie, Sie seien verzweifelt. Diese Verzweiflung wird handeln. 

Worin besteht diese Handlung? Diese Handlung kann sich niemals innerhalb der Struktur Ihres Denkens befinden. Jegliche Handlung, die innerhalb Ihrer Denkstruktur stattfindet oder ein Produkt Ihres Denkens ist, wird ganz unvermeidlich Verzweiflung hervorrufen. Sie wird Ihnen vielleicht für eine Weile eine Motivation oder bestimmte Erfahrungen verschaffen, aber Sie verlangen immerzu nach immer mehr vom gleichen. So wird das Ganze in Gang gehalten, und das macht Ihnen neue Hoffnung. 

Es besteht Hoffnung, und Sie sagen, die Lage sei hoffnungslos. Die Lage ist nicht hoffnungslos. Hoffnung gibt es deshalb, weil, wie Sie sagen, Verzweiflung herrscht. Also hoffen Sie, sie zu zerstreuen, sie aufzulösen, mit ihr zurechtzukommen und herauszufinden, ob es noch eine andere Möglichkeit gibt, sich von der Verzweiflung zu befreien. Anstatt diese Verzweiflung agieren zu lassen, laufen Sie vor Ihr davon und versuchen weiterhin einen Weg zu finden, um von ihr frei zu werden. 

Das läßt sich auf alle Situationen des Lebens anwenden. Entweder Sie stecken mit Ihrer Frustration fest, was Verzweiflung bedeutet, oder mit etwas anderem. Was wollen Sie in einer solchen Situation tun? Sie müssen für sich selbst eine Lösung finden. Wenn ich Ihnen eine Lösung anbiete, wird sie wie eine der vielen hundert Lösungen sein, die Sie schon haben. Sie werden sie Ihrer Liste von Lösungen hinzufügen. Das wird Ihnen nicht helfen, Ihre Probleme zu lösen. Es wird dadurch nur noch schwieriger. Sie haben jetzt eine Lösung mehr. Wenn es wirklich eine Lösung geben sollte, dann müßte sie von dem kommen, wovon Sie versuchen frei zu sein, und nicht von einer von außen kommenden Wirksamkeit. Diese wäre eine außergewöhnliche Handlung. 

Wenn das Problem der Verzweiflung einmal gelöst ist, sind damit auch alle anderen Probleme gelöst, denn sie sind nur Variationen ein und desselben. Also wollen Sie das Problem gar nicht lösen. Ihr eigentliches Interesse gilt den Lösungsmöglichkeiten. Deshalb muß ich das Ganze immerzu wiederholen. (Mein Vokabular ist begrenzt, daher muß ich dieselben Worte verwenden. Sie können Ihren Wortschatz ja vergrößern und neue Redewendungen finden, aber auch das ist ein sinnloses Unterfangen).  

Das Instrument, das Sie verwenden, das Denken nämlich, kann niemals die Tatsache akzeptieren, daß diese Probleme hier und jetzt gelöst werden können; der Grund hierfür ist, daß es eine bestimmte Zeit gedauert hat, bis Sie zu dem wurden, was Sie sind. Sie leben in einer Welt, die aus Ihren Erfahrungen besteht, und es hat so und so viele Jahre gedauert, bis Sie zu dem wurden, was Sie jetzt sind. Das Denken ist das einzige Instrument, über das Sie verfügen. Sie haben keine andere Möglichkeit, mit diesen Problemen umzugehen. Es ist diesem Mechanismus nicht vermittelbar, daß die Möglichkeit besteht, die Lösung hier und jetzt zu finden. Sein Interesse ist ständig darauf gerichtet, das immer weiter hinauszuschieben. Es gibt immer noch ein morgen. Immer ist Zeit. 

Weil das alles im Rahmen der Zeit abläuft, kann es keine Vorstellung davon geben, daß etwas anderes geschehen könnte, daß es eine Handlung geben könnte, die nicht im zeitlichen Feld gelegen wäre. Ich spreche hier nicht über Metaphysik. 

Die Lösung, so es sie denn gibt, muß im Hier und Jetzt liegen. Wenn Sie hungrig sind, muß der Hunger gestillt werden. Wenn der Hunger nicht gestillt wird, so wird er Sie verzehren. Da dies für Sie eine furchterregende Situation ist, lassen Sie sich mit den Brosamen abspeisen (denn das sind diese Lösungen, die die Leute Ihnen hinwerfen). Sie warten darauf, daß Ihnen jemand einen ganzen Brotlaib gibt, oder auf einen Wundertuer, damit er die Brotlaibe vermehren möge. 

Aber das wird nicht geschehen. Sie haben gar keinen richtigen Hunger. Sie wollen dieses Problem gar nicht lösen, denn dann säßen Sie ja ohne ein Problem da. Was Ihnen Kraft und Energie verleiht, sind eben diese Versuche, die Probleme zu lösen. Wenn Sie Ihr Ziel einmal erreicht haben, ist das, was Sie vorfinden werden – Frustration.  

Selbst im sexuellen Akt (der im Leben des Einzelnen eine so bedeutende Rolle spielt) ist es die Vorbereitung, die Steigerung und die Spannung, die das wirklich Attraktive daran sind. Wenn die Spannung erst einmal aufgebaut ist, verlangt der Körper nach ihrem Abbau, was Sie dann als Vergnügen empfinden – eine Erlösung. Er verlangt nach Befreiung von dieser Spannung, die Sie aufgebaut haben. Er verlangt nach Freisetzung, die Sie als Orgasmus bezeichnen, oder wie auch immer. Es gibt also einen Spannungsausgleich. 

Was ist jetzt vorhanden? Ein Vakuum. Auf genau die gleiche Weise vollziehen sich alle Handlungen auf diesem Gebiet. Sie bauen eine Spannung auf, die sich aufschaukelt, bis Sie erkennen, daß eine Entlastung erforderlich wird. 

Vor ein paar Tagen las ich einen Artikel im ‘Playboy’: „Wie der Orgasmus eine halbe Stunde lang aufrechterhalten werden kann“. Mein Gott, was machen sie nur für Experimente! Und wissen Sie, es ist ihnen gelungen. Da gibt es einen Doktor in Kalifornien, der hat das, unter Zuhilfenahme einiger Hilfsmittel, fertiggebracht. Sie haben bewiesen, daß eine Frau einen eine halbe Stunde andauernden Orgasmus haben kann. All die anderen Spezialisten meinen, er würde nur Sekunden dauern. Das Verlangen danach, diese Agonie noch auszuweiten, nennen Sie Lust – es ist keine Lust, sondern lediglich der Abbau von Spannungen. 

Sie arbeiten hart daran, Ihr Ziel zu erreichen, und wenn Sie es einmal erreicht haben, sind Sie erschöpft, Sie sind am Ende, und es hat seinen Reiz verloren. Sie sind nur daran interessiert, dafür zu arbeiten und all diese Spannungen aufzubauen Wenn Sie es erreicht haben, ist es auch schon zu Ende. Sie haben es verloren. Also fangen Sie wieder von vorne an. 

Sie wollen gar nicht ohne Probleme sein. Sie selbst sind das Problem. Wenn Sie keine Probleme haben, dann schaffen Sie sich welche. Das Ende des Problems ist auch Ihr Ende. Also werden diese Probleme bis an Ihr Ende weiterbestehen. Sie gehen, und damit geht auch das Problem. Siebzig, achtzig, neunzig, hundert Jahre lang – es kommt darauf an, wie lange Sie leben werden – besteht Hoffnung. Das ist keine pessimistische Situation, sondern eine realistische. Ich biete Ihnen keine Lösungen. Um Himmels Willen, schauen Sie sich Ihr Problem doch an, wenn Sie können. Sie können sich nicht getrennt von dem Problem sehen. Das Problem wird von seinem Gegenteil erschaffen. 

Zunächst einmal, warum sind Sie denn unglücklich? Warum verspüren Sie in sich diese Gefühllosigkeit? Wegen des Zieles, das Sie sich gesetzt haben. Es bringt sein genaues Gegenteil hervor. Sie sehen das selbst, ohne daß ich es Ihnen sagen müsste. Sie denken immerzu: „Ich sollte so sein, ich sollte das sein, ich müßte jenes sein, und ich bin es nicht.“ Es ist dieses Denken, das immer sein Gegenteil bewirkt. Wenn das eine verschwunden ist, ist auch das andere weg. Dieser Mensch kann kein Karrieremacher sein. Dieser Mensch kann kein sensibler Mensch sein – nicht sensibel im Rahmen Ihrer kulturellen Mores. 

Dies ist eine andere Art von Sensibilität. Solange Sie jenen Idealen nachstreben, die Gesellschaft oder Kultur für Sie festgelegt haben, werden Sie in deren Gegenteil verharren. Sie hoffen, daß Sie eines Tages, durch irgendein Wunder oder mit Hilfe von jemandem, eines Gottes, eines Gurus, imstande sein werden, das Problem zu lösen – SIE HABEN KEINE CHANCE! (ruft U.G. dramatisch). 

Ich kann den Hunger in Ihnen nicht hervorrufen. Wie könnte ich den Hunger in Ihnen erzeugen? Wenn Sie Hunger haben, werden Sie sich umsehen und Sie werden finden, daß all das, was Ihnen angeboten wird, Sie nicht zufriedenstellen kann. Es sei denn, Sie lassen sich mit Brosamen abspeisen. Das ist es, was die Gurus tun, sie werfen Ihnen Brosamen hin, wie einem Hund. Die Menschen sind wie Tiere, nicht anders. Wenn wir die Tatsache akzeptieren, daß wir nicht anders sind als diese, dann haben wir eine bessere Chance, uns wie menschliche Wesen zu verhalten.

F: Wann werden sie sich wie Menschen verhalten?

U.G.: Wenn der Mensch es aufgibt, das Ziel der Vollkommenheit anzustreben.

 

 *  *  *  *  *  *  *  *  *

 

 

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